Bouvierzwinger vom Bleckedermoor

FCI-Standard Nr. 191 vom 05.06.2002

Flandrischer Treibhund
(Bouvier des Flandres, Vlaamse Koehond)

Übersetzung: JochenH. Eberhardt, Harry G.A. Hinckeldeyn, Dr. J.-M. Paschound und R.Binder, überprüft durch Frau Peper.

Ursprung
Belgien / Frankreich

Verwendung
Ursprünglich wurde der Flandrische Treibhund ein Gehilfe für dasTreiben der Rinderherden und wurde auch als Zughund und zum Antreibenvon Butterfässern verwendet. Mit der Modernisierung der Ausrüstung inder Landwirtschaft ist diese ursprüngliche Verwendung verschwunden, sodass der Bouvier des Flandres heute vornehmlich als Wächter vonBauernhöfen und ländlichen Anwesen, aber auch als Schutz- undPolizeihund gebraucht wird. Sein Körperbau und sein Verhalten, seinausgesprochen feiner Geruchssinn, sein Unternehmungsgeist und seineIntelligenz befähigen ihn zum Fährtenhund, zum Verbindungs- undMeldehunde und zum Begleiter der Wildhüter.

Klassifikation FCI: Gruppe 1 Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer
Sennenhunde)
Sektion 2 Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Mit Arbeitsprüfung

Kurzer historischer Abriss:
Wie es der Name erkennen lässt, stammt der Flandrische Treibhund ausden belgischen und französischen Landesteilen Flanderns, die von keinernatürlichen Grenze getrennt sind. Die Vieh- und Ochsentreiber inFlandern benötigen gute Hunde für die Führung ihrer Herden undverwendeten zur Zucht die in ihrer Gegend vorhandenen Hunde einzig aufGrund ihrer physischen und charakterlichen Vorzüge, die der heutigeBouvier des Flandres geerbt hat.

Allgemeines Erscheinungsbild
Kompakt, gedrungen, Körper kurz und stämmig mit stark bemuskelten,kräftigen Gliedmassen. Der Hund vermittelt insgesamt den Eindruck vongroßer Kraft, aber ohne Plumpheit. Der Flandrische Treibhund soll imStand in natürlicher Stellung ohne körperlichen Kontakt mit demVorführer beurteilt werden.

Wichtige Maßverhältnisse:
- Die von der Brustbeinspitze zum Sitzbeinhöcker gemessene Körperlänge entspricht ungefähr der Widerristhöhe.
- Die Länge des Schädels verhält sich zur Länge des Fangs wie 3: 2.

Verhalten / Charakter (Wesen)
Der Bouvier des Flandres hat den ruhigen und bedächtigen Charaktereines klugen aber beherzten Hundes. Sein feuriger Blick zeugt vonIntelligenz, Energie und Kühnheit. Der Flandrische Treibhund mussunbedingt seine Gebrauchstüchtigkeit beibehalten. Jede Abweichung, diediese Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen könnte, muss streng geahndetwerden.

Kopf
Insgesamt massiv, was durch Schnauz- und Kinnbart noch betont wird. Ingutem Verhältnis zum Körper und zur Größe des Hundes passend. BeimAbtasten zeigt sich, dass der Kopf gut modelliert ist.

Oberkopf
Schädel: Gut entwickelt, flach, etwas wenig breit als lang. Die oberenBegrenzungslinien von Schädel und Fang sind parallel. Die Stirnfurcheist schwach ausgeprägt.
Stop: Gering, durch die hervortretenden Augenbrauen nur scheinbar ausgeprägt.

Gesichtsschädel:
Nasenschwamm: Er bildet in Verlängerung des Nasenrückens am Ende eineleicht konvexe Linie. Er muss gut entwickelt, in den Profillinienabgerundet und stets schwarz gefärbt sein. Die Nasenlöcher sind gutgeöffnet.
Fang: Breit, kräftig, starkknochig, die obere Profillinie ist gerade.Er verjüngt sich in einem Verhältnis von 2 zu 3 kürzer als der Schädel.Sein Umfang, direkt unter den Augen gemessen, entspricht ziemlich genauder Kopflänge.
Lefzen: Straff anliegend, stark pigmentiert.
Kiefer/Zähne: Kräftige Kiefer in übereinstimmender Länge. Die Zähnesind stark, gesund, weiß und regelmäßig eingesetzt. Scheren- oderZangengebiss. Das Gebiss muss vollzahnig sein.
Backen: Trocken und flach, Jochbogenfortsätze wenig vorstehend.
Augen: Ausdruck frei und energisch. Weder hervortretend noch zu tiefangesetzt. Ihre Form ist leicht oval und sie sind auf einerwaagerechten Linie eingesetzt. Im Verhältnis zur Fellfarbe soll dieAugenfarbe möglichst dunkel sein. Helle Augen oder ein stechender Blicksollen hart bestraft werden. Augenlider schwarz, ohne Anzeigen vonPigmentverlust. Die Bindehäute dürfen niemals sichtbar sein.
Ohren: Zur Dreiecksform kupiert, gut aufgerichtet getragen, hochangesetzt und sehr beweglich, es wird empfohlen, die Ohren passend zurKopfgröße zu kupieren.
Natürliches Ohr:
Stellung: Hoch angesetzt, oberhalb der Augenlinie; die Ohrlappen fallensenkrecht; die Knickfalte am Ansatz darf die obere Schädellinie nichtüberragen.
Form und Art des Tragens: mittellang in Form eines gleichschenkligenDreiecks, an der Spitze leicht abgerundet, außer einer kleinen Anhebungam oberen Ohrenansatz hängend und flach an den Backen anliegend; wedergefaltet noch eingerollt; in gutem Verhältnis zur Größe des Kopfes, vonkurzem Haar bedeckt.

Hals
Frei und genügend aufrecht getragen. Kräftig, muskulös, zu denSchultern hin allmählich breiter werdend; seine Länge ist etwasgeringer als die Kopflänge. Nacken mächtig und leicht gebogen. OhneWamme.

Körper: Kräftig, breit, kurz.
Oberlinie: Oberlinie des Rückens und der Lenden fest, gerade und horizontal.
Widerrist: Leicht hervortretend.
Rücken: Straff, kurz, breit, muskulös, biegsam ohne Anzeichen von Schwäche.
Lenden: Kurz, breit, muskulös, biegsam ohne Anzeigen von Schwäche.
Kruppe: Sie sollte so genau wie möglich die horizontale Linie desRückens fortführen und unmerklich in die Rundung derHinderhandmuskulatur übergehen. Nicht übermäßig breit beim Rüden,stärker entwickelt bei der Hündin. Eine abfallende oder ansteigendeKruppe ist ein schwerer Fehler.
Brust: Breit und bis zu den Ellenbogen herabreichend, darf nichttonnenförmig sein. Die ersten Rippen sind leicht gebogen, die folgendengut gewölbt und deutlich schräg nach hinten gerichtet; die verleihendadurch dem Rippenkorb die erwünschte Länge. Ein flacher Rippenkorbsollte streng geahndet werden. Der Abstand von der Brustbeinspitze(manubrium sterni) bis zur letzten Rippe sollte beachtlich sein undetwa 7/10 der Widerristhöhe betragen.
Unterlinie: Die Unterlinie des Brustkorbes steigt sehr leicht zum wenigaufgezogenen Bauch hin an. Die Flanken müssen kurz sein, besonders beimRüden.

Rute
Relativ hoch in Verlängerung der Wirbelsäule angesetzt. Manche Hundehaben eine angeborene Stummelrute und dürfen deshalb nicht abgewertetwerden. Innerhalb einer Woche nach der Geburt ist die Rute auf 2 oder 3Wirbel zu kürzen. In den Ländern, in welchen das Kupieren der Rutegesetzlich verboten ist, ist die natürliche Rute zulässig.


Gliedmassen
Vorderhand: Die Vordergliedmassen sind starkknochig, gut bemuskelt und,von vorne gesehen, vollkommen gerade und parallel.
Schultern: Ziemlich lang, bemuskelt ohne überladen zu sein, mäßigschräg gelagert, Schulterblatt und Oberarm sind ungefähr gleich lang.
Oberarm: Mäßig schräg gelagert.
Ellenbogen: Dicht am Körper anliegend, parallel. Abstehende odereinwärts gerichtete Ellenbogen, im natürlichen Stand oder in derBewegung sind fehlerhaft.
Unterarme: Sie sollen von vorne und von der Seite betrachtet vollkommengerade, parallel zueinander und senkrecht zum Boden stehen. Gutbemuskelt, mit starken Knochen.
Vorderfußwurzelgelenke: Genau in der Verlängerung der senkrechten Liniedes Unterarms. Auf der Rückseite des Karpalgelenks darf nur dasErbsenbein hervortreten. Kräftige Knochenstruktur.
Vordermittelfuß: Recht kurz, nur sehr leicht nach vorne geneigt. Kräftige Knochenstruktur.
Vorderpfoten: Kurz, rund, kompakt, weder nach außen noch nach innengedreht. Zehen eng aneinander liegend und gewölbt, Krallen stark undschwarz, Ballen dick und widerstandsfähig.

Hinterhand:Kraftvoll mit ausgeprägter Muskulatur. Die Hintergliedmassen stehensenkrecht zum Boden und sind, von hinten gesehen, zueinander vollkommenparallel. Sie sollen sich beinahe auf derselben Linie bewegen wie dieVordergliedmassen.
Oberschenkel: Breit, gut bemuskelt, parallel zur Längsachse desKörpers. Der Oberschenkelknochen darf weder zu steil noch zu schräggelagert sein. Die Hinterhandmuskulatur soll weit nach unten reichen,mächtig entwickelt und fest sein.
Knie: Liegt ziemlich genau auf einer gedachten senkrechten Linie vom höchsten Punkt des Darmbeinkamms aus zum Boden.
Unterschenkel: Von mittlerer Länge, gut bemuskelt, weder zu steil noch zu schräg nach hinten stehend.
Sprunggelenke: Recht bodennah, breit, straff. Von hinten gesehen imStand vollkommen gerade und parallel. In der Bewegung dürfen sie wedernach außen noch nach innen gedreht werden.
Hintermittelfuß: Stark und trocken, eher zylindrisch, im natürlichen Stand senkrecht zum Boden. Ohne Afterkrallen.
Hinterpfoten: Rund, fest, mit eng aneinander liegenden, gewölbten Zehenund kräftigen, schwarzen Krallen. Ballen dick und widerstandsfähig.

Gangwerk
Der Bouvier des Flandres soll insgesamt harmonisch proportioniert sein,um eine ungezwungene, freie und stolze Bewegung zeigen zu können. Dieüblichen Gangarten sind der Schritt und der Trab, Passgang kommt auchvor. Im normalen Trab treten die Hinterpfoten in die Fußstapfen derVorderpfoten.

Haut
Gut anliegend, nicht übertrieben schlaff. Der Rand der Augenlider und der Lippen ist immer sehr dunkel gefärbt.

Haarkleid
Sehr reichlich. Das Deckhaar bildet zusammen mit der dichten Unterwolleeine schützende Hülle, die an die plötzlichen Wetterwechsel imHerkunftsland der Rasse vollkommen angepasst ist. Das Haar soll sichspröde anfühlen; es ist trocken und glanzlos, weder zu lang noch zukurz (ungefähr 6 cm), etwas struppig, aber nie wollig oder lockig. AmKopf ist das Haar kürzer, an der Außenfläche des Ohrs ist es fast ganzkurz, während das Innere der Ohrmuschel durch mäßig langes Haargeschützt ist. Die Oberlippe trägt einen Schnauzbart und das Kinn solldurch einen vollen Bart geschmückt sein, was den für die Rasse socharakteristischen grimmigen Ausdruck ergibt. Die Augenbrauen werdenaus abstehendem Haar gebildet, das die Form der Augenbrauenbögenbetont, ohne die Augen zu verschleiern. Im oberen Bereich des Rückensist das Haar besondert hat und dicht. An den Gliedmassen ist es um einWeniges kürzer, aber auch harsch. Ein flach anliegendes Haarkleid istals Anzeigen für das Fehlen von Unterwolle unerwünscht. Die Unterwollebildet eine weiche Schicht feiner und dicht stehender Haare, die unterdem Deckhaar wachsen, und bildet zusammen mit diesem einenwasserdichten Schutzmantel.
Farbe: Die Fellfarbe des Bouvier des Flandres ist normalerweise grau,gestromt oder schwarz gewolkt; zulässig, aber nicht bevorzugt, ist auchein tief schwarzes Haarkleid. Helle, so genannte ausgeschwascheneFellfarben sind nicht zulässig. Ein weißer Stern auf der Brust wirdtoleriert.

Größe und Gewicht:
Widerristhöhe: für Rüden: 62 - 68 cm
Für Hündinnen: 59 - 65 cm
Toleranz: + / - 1 cm.
Für beide Geschlechter ist die Idealgröße das jeweilige Mittel der angegebenen Masse:
Idealgröße für Rüden: 65 cm
Idealgröße für Hündinnen: 62 cm.
Gewicht: Ungefähr 35 - 40 kg für Rüden
27 - 35 kg für Hündinnen.

Fehler: JedeAbweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehenwerden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichungstehen sollte.

Schwere Fehler:
- Scheuheit.
- Molossoider Einschlag, zu schwerer Hund.
- Gebäude deutlich zu lang (etwas Toleranz bei Hündinnen), zu leicht.
- Kopf zu massiv, betonter Stop, ausgeprägte Stirnfurche; Jochbogenfortsätze stark hervortretend.
- Schädel gewölbt, schmal; Hinterhauptstachel stark vortretend;bedeutende Abweichung vom parallelen Verkauf der oberenBegrenzungslinien von Schädel und Fang.
- Fang zu lang; Nasenschwamm schmal.
- Lefzen schlaff, dick, Oberlippe überhängend.
- Kreuzbiss, schlechter Gebißschluß.
- Zähne klein, ungesund, unregelmäßig aufgereiht.
- Augen hell, kugelförmig, atypischer Blick.
- Ohr vollständig eingedreht, gefaltet.
- Hals zylindrisch, mit Wamme
- Ausgeprägter Sattel- oder Karpfenrücken.
- Deutliche Abweichung vom senkrechten Stand der Gliedmaßen; Vorder-und Hinterhand stark nach vorn bzw. hinten ausgestellt; Sprunggelenkestark gewinkelt.
- Haar seidig, Fehlen der Unterwolle, Haarkleid aufgebauscht, glänzend, künstlich zurechtgemacht.
- Schnurrbart und Bart ungenügend ausgebildet.
- Gleichzeitig auftretende Pigmentfehler an Nasenschwamm, Lefzen und Lidrändern.

Ausschließende Fehler:
- Ängstlichkeit, gefährliche Aggressivität
- Offensichtlicher Mangel an Typ.
- Nasenschwamm depigmentiert oder von anderer Farbe als schwarz.
- Spitzer Fang.
- Deutlicher Vor- oder Rückbiss.
- Fehlen von Zähnen außer einem PM 1 (Prämolaren 1).
- Birkaugen, stechender Blick.
- Entropium, Ektropium, depigmentierte Augenlidränder.
- Haarfarbe schokoladenbraun, weiss, pfeffer-salz, ausgewaschen, jedeandere helle Farbe von hellblond bis rötlich, auch wenn schwarz gewolkt.
- Über- oder Untergröße.

N.B. Rüden müssenzwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sichvollständig im Hodensack befinden.